„So viel Journalismus hatte man im zeitgenössischen
Doku-TV schon fast vergessen. Schön, dass es das auch noch gibt!“

– die „tageszeitung“

DIRK LAABS   FILMEMACHER REPORTER AUTORhttp://www.dirklaabs.de/Website/HOME_1.html
 


KRITIK DER „taz“:

nicht verpassen! „Joint-Venture“ – „Operation Opec - Terroranschlag in Wien“ (ARTE)


Die Revolutionären Zellen, eine palästinensische Splittergruppe, Gaddafi, Topterrorist Carlos, die Stasi - Dirk Laabs fährt einiges auf. In seiner Dokumentation erzählt er die Geschichte jener Geiselnahme, bei der im Dezember 1975 sechs Terroristen elf Erdölminister entführen, mit ihnen nach Algier, Tripolis und zurück nach Algier fliegen, um sie schließlich unversehrt freizulassen. Drei weniger mächtige Menschen müssen sterben.


Laabs rekonstruiert den Ablauf minutiös, sein eigentliches Interesse aber gilt den Hintergründen. Sein Fazit: eine Operation, mehrere Auftraggeber, mehrere Ziele - ein Terror-Joint-Venture. Laabs' Hauptbelastungszeuge ist der deutsche Terrorist Hans-Joachim Klein, das mit seinem breiten hessischen Dialekt geradezu als Antipode des kalten, berechnenden, dandyhaften Kosmopoliten Carlos erscheint: uneitel, etwas unbedarft, provinziell, gar sympathisch. Trotzdem werden beide zu Mittätern eines dreifachen Mordes.


Neben Klein lässt Laabs zahlreiche Zeitzeugen zu Wort kommen. Er verzichtet weitgehend auf Reenactment, Animationen und ähnliche Infotainment-Moden. Der erfahrene Terrorismusfilmer setzt ganz auf die Wirkung der Archivaufnahmen und formt daraus das schlüssige Bild einer internationalen Terrorkooperation. So viel Journalismus hatte man im zeitgenössischen Doku-TV schon fast vergessen. Schön, dass es das auch noch gibt! / JENS MÜLLER


OPERATION OPEC

Terroranschlag in Wien  –

die Geburtsstunde des internationalen Terrorismus

Im Dezember 1975 überfällt ein internationales Terrorkommando unter Führung des Terroristen „Carlos“ das OPEC-Jahrestreffen in Wien und nimmt elf Erdölminister der OPEC-Mitgliedsstaaten als Geisel. Sie werden mit einem österreichischen Flugzeug quer die arabischen Welt geflogen. Drei Menschen werden bei der Geiselnahme erschossen.


Zwei Deutsche sind von der palästinensischen Terrorgruppe PFLP-SC für den Überfall angeworben worden: Hans-Joachim Klein und Gabriele Tiedemann, genannt „Nada“.


Das Zeitalter des internationalen Terrors beginnt mit dieser Operation.


Die Dokumentation belegt, dass der libysche Diktator Muammar al-Gaddafi die Geiselnahme in Auftrag gegeben hat: er wollte sich an dem mächtigen Ölminister Sheikh Yamani rächen, der höheren Erdölpreise in der Vergangenheit verhindert hatte. Gaddafi beauftragte Wadi Haddad, den Chef der PFLP-SC mit der Operation – Haddad wird wenig später auch die Entführung der „Landshut“ organisieren. Haddads Lohn: Mehrere Millionen Dollar. Der Palästinensische Freiheitskampf war nur ein Deckmantel für die Operation.


Selbst andere palästinensische Gruppe misstrauen der PFLP – der Film zeigt, dass ein Mitglied des OPEC-Kommandos ein Spion Arafats war, der einen Image-Schaden für die palästinensische Sache verhindern sollte.


Die Dokumentation enthüllt nicht nur den Mechanismus dieses internationalen Terror Joint-Ventures, auch die Folgen der Tat werden beleuchtet:


Algerien bietet den Terroristen Unterschlupf, man will im Gegenzug auch auf ihre Dienste zurückgreifen können. Die OPEC blockiert konsequente Ermittlungen, man befürchtet die peinliche Enthüllung, dass ein OPEC-Mitglied – Libyen – hinter der Aktion steckt. Auch die österreichische Regierung lässt schlampig ermitteln und hat bis heute gegen keinen der Terroristen Anklage erhoben.


Die Deutsche „Nada“ wird zwar verhaftet und angeklagt, doch die deutsche Regierung blockiert die Gerichtsverhandlung. Carlos hatte Deutschland gedroht und einen schweren Terroranschlag auf das „Maison De France“ in Berlin verübt – um die Drohung zu untermauern. Die Stasi und der algerische Geheimdienst halfen dabei mit. Jahre später kommt es dennoch zu einer Verhandlung, doch die zweifache Mörderin Nada wird freigesprochen, weil Zeugen Angst haben, gegen sie auszusagen.


Hans-Joachim Klein wird in den 90ern in Frankreich verhaftet, nachdem, wie seine Anwältin zum ersten Mal in diesem Film sagt, das BKA ihr zu einem Treffen mit ihrem Klienten gefolgt ist. Klein ist geständig, bekommt eine milde Strafe und lebt inzwischen wieder in Frankreich.


Die Auftraggeber der Geiselnahme wurden nie zur Rechenschaft gezogen.


Eine brisante Dokumentation über die Zusammenhänge und die Anfänge des international vernetzten Terrorismus.

Stills aus „Operation OPEC“.

DIRECTOR‘S NOTE – DIE GESCHICHTE:


Die Dreharbeiten führten mich nach Algerien,in den Jemen, nach Frankreich und Österreich. Der Film zeigt wie Terrorgruppen und verschiedenen Regierungen gemeinsame Sache machten.