Er war Deutschlands Staatsfeind Nummer Eins – und kaum jemand hier im Land hat je von ihm gehört. Sein Name: AUM. In Geheimdienstkreisen sind Kürzel sehr beliebt, denn komplizierte arabische Namen verwirren die westlichen Ermittler. Also nannten sie diesen Mann nur AUM. Kurz für: Abu Obeida al-Masri. Ein Tarnname – ein nom du guerre. AUM heißt übersetzt schlicht: der ägyptische Vater von Obeida. Sein richtiger Name wurde nie ermittelt. Aus Ägypten stammt er jedoch tatsächlich, da sind sich seine Jäger sicher. Wie viele andere ägyptische Islamisten schloss sich Abu Obeida der Terrororganisation al-Qaida an – und machte in den letzten Jahren Karriere, bis er schließlich „Chef für externe Operationen“ wurde. Damit hatte er den „gefährlichsten Job der Welt“, wie ein Geheimdienstler in den USA sagt. Denn die meisten von Abu Obeidas Vorgängern wurden verhaftet oder getötet. Warum die deutschen Ermittler so große Angst vor AUM haben? Er sprach Deutsch. Und er kannte sich in Deutschland sehr gut aus, weil er in den 90er Jahren lange Zeit hier gelebt hat.                                        

DEUTSCHLANDS STAATSFEIND NR.1 IST TOT

Von Dirk Laabs


Aus der „Frankfurter

Allgemeinen Sonntagszeitung“

The German federal police, the BKA, was once famous for its relentless, coolly efficient pursuit of terrorists. Hundreds of BKA agents eliminated the first three generations of the Red Army Faction, a terror organization that killed scores of politicians and civilians in the 1970s and 1980s. Then the hunt was on for the fourth generation. Hundreds of millions of dollars were invaested; again, legions of agents were dispatched.

But finally, in 1997, BKA experts admitted there may never have been a fourth-generation Red Army Faction. The experts had been hunting a phantom. Lone-wolf terrorists or isolated veterans had committed the few, random attacks that occurred.

It was a striking example of how a police force – and a whole nation – fell for propaganda from the terrorists, which was pumped up by almost obsessive media hype. Looking at the current reporting on Al Qaeda the question is: Is history repeating itself?                    

A DWARF KNOWN

AS AL QAEDA

By Dirk Laabs


Kommentar für die

„LOS ANGELES TIMES“

Berlin, 16. Juli 2000. Bislang war es kein guter Sommer für den Nachwuchsterroristen Ramzi Binalshibh. Der zu diesem Zeitpunkt 28 Jahre alte Jemenit sitzt noch immer in Deutschland fest, während seine Hamburger Freunde gerade in Florida ihre Pilotenausbildung beginnen.

Die Al-Qaida-Anführer in Afghanistan hatten auch ihm aufgetragen, in die Vereinigten Staaten zu reisen, doch Ramzi hat kein Visum bekommen. Notgedrungen hilft er jetzt seinen Freunden von Deutschland aus, dabei den Anweisungen vom Terror-Mastermind Khalid Sheikh Mohammed folgend.

Der will nicht nur entführte Flugzeuge auf die Vereinigten Staaten stürzen lassen. Seine Komplizen sollen in allen Ländern mögliche Ziele für Terrorattacken suchen. Auch Ramzi Binalshibh macht sich nützlich: Einen Freund hat er schon gebeten, ihm eine Liste mit jüdischen Einrichtungen in Deutschland zu besorgen.

An diesem Sonntag ist Ramzi in Berlin auf der Suche. Was ihn umtreibt, ist etwas, das er lange vermißt hat - eine Frau. In der Eingangshalle der Jugendherberge Kluckstraße entdeckt Ramzi plötzlich eine Japanerin, Anfang Zwanzig mag sie sein. Ramzi, der in Hamburg als Vorbeter der strenggläubigen Muslime keinerlei Kontakt zu Frauen hat, spricht sie an. Ob sie schwimmen könne, fragt er. Ja, antwortet die Frau. Ob sie mit ihm schwimmen gehen wolle? Nein.

Er stellt sich vor: Ramzi aus dem Jemen, Student in Hamburg. Darf er sie zum Essen einladen? Die Japanerin zögert. Berlin ist für die junge Tänzerin, die sich hier den letzten Schliff im Modern Dance holen will, bisher ein Reinfall - sie ist allein, hat wenig Geld, kennt niemanden. Ramzi sieht nett aus, harmlos irgendwie: Schnurrbart, hohe Stirn, Bauchansatz.

Auf einem Märtyrervideo, das vier Monate zuvor in Afghanistan aufgenommen wurde, sah er noch anders aus - abgemagert, fusseliger Vollbart, um den Kopf eine rote Kefije geschlungen. Doch davon weiß die Tänzerin nichts.

Die folgenden fünf Tage wird sie mit Ramzi verbringen - und niemals vergessen. Zuerst geht es mit dem Bus Richtung Bahnhof Zoo. Den Osten der Stadt mag ihr Begleiter nicht, dort seien die Deutschen noch rassistischer als im Westen, erzählt er. Er kaufe sich auch nie ein Ticket für den Bus - die Deutschen hätten sein Geld nicht verdient, erklärt er ihr und lädt sie in ein arabisches Restaurant ein.

Nur stockend spricht er Englisch - die Tänzerin dagegen antwortet fließend, sie erteilt nebenher Sprachunterricht. Ramzi fragt, ob sie Lust auf Kino hat. Sie stolpern in eine Nachmittagsvorstellung im Zoo Palast. Russell Crowe gibt den "Gladiator". Der Film ist synchronisiert, die beiden verstehen kaum etwas. Macht nichts: Ramzi wird übermütig.

Er legt seiner Begleiterin die Hand auf das Knie - sie zieht es zurück.

Später bringt er sie zur Herberge, wo die Tänzerin in einem Zehn-Bett-Zimmer schläft. Sie brauche ein billigeres Zimmer, erzählt sie. Sie könne bei ihm schlafen, bietet Ramzi an. Sie lehnt ab. Zum Abschied küßt sie Ramzi auf die Wange.

Als der Verehrer am nächsten Morgen wiederkommt, wiederholt er sein Angebot: Sie könne ihm vertrauen, zwei Zimmer habe er zur Verfügung. Tatsächlich, sie willigt ein.

Nach einer Taxifahrt zu einem Studentenheim im Süden der Stadt stellt die junge Frau fest: Ramzi hat gelogen. Ein einziges WG-Zimmer hat er organisiert, mit einem Bett. Ramzi legt sich auf den Boden, fest in eine Decke gewickelt. Sie liegt auf dem Bett. 

DIE GANZE GESCHICHTE HIER.

DER TERRORIST

UND DIE TÄNZERIN

Von Dirk Laabs


Aus der „Frankfurter

Allgemeine Sonntagszeitung“

Weitere Artikel

aus der FAS [Links]:


„Al Qaida No Limits“

(Porträts islamistischer Terroristen)


„Eine Spur führt immer nach Deutschland“


"Meist fehlen die Beweise"

(Terrorfahndung in Deutschland)


„Der Lehrer des Terrors“

(über des islamistischen Prediger Mohammed Fazazi – Ausgangspunkt für das Filmprojekt „HAMBURGER LEKTIONEN“)

Washington, 11. September 2001. CIA-Direktor George Tenet sitzt gegen 8.50 Uhr beim Frühstück im St. Regis Hotel, nur wenige Häuserblocks vom Weißen Haus entfernt. Mit am Tisch David L. Boren, der frühere Senator von Oklahoma, ein alter Freund und Förderer.


Ihm verdankt Tenet seinen Aufstieg wie kaum einem anderen. Der CIA-Direktor spricht wieder mal über sein Lieblingsthema: Osama bin Laden. Boren sorgt sich um seinen Schützling. Halb Washington zerreißt sich bereits das Maul über ihn, weil er seit Monaten vor Anschlägen warnt, ohne Beweise präsentieren zu können.


"Mr. Director, es gibt ein ernstes Problem."

Tenet räumt ein, dass er sich immer wieder geirrt hat. So hatte er für den
4. Juli, Amerikas Nationalfeiertag, einen Anschlag vorhergesagt. Damals sei nichts passiert, aber Osama bin Laden bringe ihn dennoch um den Schlaf. Das Gespräch wird jäh unterbrochen. Sicherheitsbeamte stürzen in den Frühstücksraum. "Mr. Director", sagt einer von ihnen, "es gibt ein ernstes Problem."


"Was ist denn?", fragt Tenet. Der Sicherheitsbeamte zögert. Tenet macht ihm ein Zeichen, dass er auch in Borens Anwesenheit offen sprechen könne. "Ein Turm des World Trade Center ist angegriffen worden." Ein anderer Leibwächter hält Tenet ein Handy hin. Der ruft sofort in der CIA-Zentrale in Langley an und erkundigt sich nach Details.



KRITIKEN:


"DIE ZEIT": "Beginnen wir mit ... zwei journalistischen Kraftakten. Den einen stemmte die Spiegel-Redaktion... Eine weitere bedeutende Rechercheleistung haben Oliver Schröm und Dirk Laabs vorgelegt. In Tödliche Fehler zeichnen die beiden Journalisten akribisch nach, auf welch fatale Weise deutsche und amerikanische Geheimdienstler die Bedrohung durch islamistische Fanatiker unterschätzten."



„Fazit: Was Oliver Schröm und Dirk Laabs, beides preisgekrönte Journalisten, hier vorgelegt haben, ist eine schonungslose, minutiöse Darstellung der Ereignisse des 11. September einschließlich Vorgeschichte und Folgen - kritisch, aber zum Glück jenseits aller Verschwörungstheorien.“

Dr. Manfred Schwarzmeier, AMAZON-Redaktion




Leser-Kritiken (Amazon.de):


Endlich werden Beweise genannt

Eine glaubwürdige Darstellung, dazu noch unglaublich spannend erzählt. Wer (die).. Verschwörungstheorien zum Thema 11. September gesehen hat, der findet hier ein Buch, daß die dort geforderten, aber von den Verschwörungstheoretikern nie erbrachten (Recherche-)Beweise hieb- und stichfest liefert. Allerdings nicht für abstruse Behauptungen, man hätte das WTC mit Raketen angegriffen, die "jüdische Weltverschwörung" stecke dahinter, oder 6 der 19 Todespiloten würden noch leben usw. Das ist alles ausgemachter Blödsinn. Schröm und Laabs zeigen dagegen, welche haarsträubenden Pannen den amerikanischen Geheimdiensten unterlaufen sind, und wie ignorant die Bush-Regierung mit dem Thema al-Qaida umgegangen ist. Sehr zu empfehlen!            

Dieter Holzmann, Leser aus Potsdam (Amazon.de)



Die gekürzte und für diese Zwecke abgeänderte Textstrecke im Stern deutete es an, das druckfrische Buch beweist es: Die mittlerweile ausufernde Szene der Verschwörungstheoretiker reimt sich Dinge zusammen, die schlichtweg falsch sind. Minutiös und zum ersten Mal durch glaubwürdige (!) Quellen sachlich und faktisch untermauert zeigen Schröm und Laabs, welche verheerenden Pannen vor allem der CIA, allen voran George Tenet, dem Direktor, aber auch dem FBI passiert sind. Hier wird nichts verschwiegen, beschönigt, oder auf Linie der Amerikaner gebracht! Ganz im Gegenteil: Es ist erschreckend, was die beiden Autoren alles aufdecken und beweisen können. Dieses Buch ist ein MUSS für jeden, der sich ernsthaft mit den Hintergründen des 11. September befaßt. Fundiert, intelligent, glaubhaft und vor allem auch unglaublich spannend geschrieben. Großartig! Ehrlich, wer nach dieser Lektüre noch meint (siehe auch die Vorgängerrezension), die Autoren wären da auf eine wie auch immer von den amerikanischen Geheimdiensten und der Busch-Regierung verbreitete, falsche Geschichte hereingefallen, oder würden sogar in deren Auftrag schreiben, dem ist wirklich nicht mehr zu helfen. Aber Dummköpfe gibt's leider immer wieder...     (Amazon.de)

TÖDLICHE FEHLER

Das Versagen von Politik und Geheimdiensten im Umfeld

des 11. September


Von O. Schröm und Dirk Laabs


Erschienen als

Einband und Taschenbuch

im Aufbau-Verlag, Berlin.

Weitere Arbeiten

für die LA TIMES [LINKS]:


Taps in German case allegedly an earful

(Das Ende der Sauerland-Zelle)


Prelude to 9/11:

Hijaker‘s love, lies

(Die Geschichte von Ziad und Aysel)


A Perfect Soldier

(Porträt von Mohammed Atta v. Terry McDermott)


TEXTE

Dirk Laabs ist seit 1990 Autor für verschiedene Zeitungen. Zunächst für die „Hamburger Morgenpost“, später während der Henri-Nannen-Schule u.a. für die „Financial Times Deutschland“. Seit 2001 Feature für die „LA TIMES“ und die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“.


AKTUELLE TEXTE & VERÖFFENTLICHUNGEN IM BLOG.




Ein gekürzter Vorabdruck ist als Serie im „stern“ erschienen. Das Buch basiert auf die Recherchen für die TV-Dokumentation.

Buch und Film erschienen ein Jahr bevor der offizielle Bericht der 9/11-Kommission veröffentlich wurde.


LINKS:

Vorabdruck im „stern“

Trailer der Doku

COVERSTORIES.

Ramzi Binalshibh.

Ex-CIA-Chef Tenet, der „Todespilot“ Ziad Jarrah, der 9/11-Planer „KSM“.